Irrsinn
Die Süddeutsche entlarvt Falschaussagen (1)

„Mit unwahren Behauptungen stellen vermeintliche Experten die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Frage. Wir entlarven die gröbsten Lügen und Missverständnisse.“, schreibt die Süddeutsche Zeitung am 19.05.2020 (zu finden hier).
„Die SZ-Wissensredaktion hat die verbreitetsten Aussagen der Skeptiker einem Faktencheck unterzogen.“, heißt es einleitend. Es sind also vermeintliche Fachleute, also Pressevertreter, die die unwahren Behauptungen vermeintlicher Experten entlarven. Das könnte einem schon einmal komisch vorkommen, könnte, aber es hört sich doch beim Lesen alles so gut an. Im Artikel wird sodann von den wahren Experten alles Mögliche entlarvt und als falsch dargestellt.
Unter anderem geht es um die Sterblichkeit von Covid-19 und die vermeintlichen Experten aus der Presse kommen zu der Erkenntnis, dass es selbstverständlich eine deutliche Übersterblichkeit durch Covid-19 gibt: „Für die ersten drei Aprilwochen wies das Statistische Bundesamt eine deutliche Übersterblichkeit aus – erheblich mehr Todesfälle also als im Durchschnitt der Vorjahre. Es starben 5 294 Menschen „zu viel“, das ist ein Plus von rund zehn Prozent“.
Das hört sich echt schlimm an, ist es aber gleich aus mehreren Gründen nicht. In Deutschland sterben pro Tag ca. 2.500 Menschen. Insofern kann es durchaus sein, dass in einem Zeitraum von 3 Wochen einmal deutlich mehr und in einem anderen Zeitraum von 3 Wochen auch einmal deutlich weniger Menschen sterben. Das ist normal. Daher gibt es die so genannte Normalverteilungsfunktion, von der unsere Presseexperten aber scheinbar noch nichts gehört haben.
Unsere Experten haben bei ihrer Analyse noch eine weitere klitzekleine Kleinigkeit übersehen. Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts, die sich jeder herunterladen kann, gab es im ersten Quartal 2020 eine deutliche Untersterblichkeit. Wenn man sich die Zahlen schon ansieht, sollten sich die Experten auch den gesamten Zeitraum ansehen und nicht vollkommen willkürlich ein paar Wochen herausgreifen, nur weil sie gerade zu ihrem Artikel passen.
Die Sterblichkeit im ersten Quartal dieses Jahres war im Vergleich zum Durchschnitt aus den vergangenen 3 Jahren 2017, 2018 und 2019 um 6%-Punkte geringer. Im Vergleich zum Jahr 2018 ist die Untersterblichkeit sogar noch deutlich größer – 2018 war übrigens das Jahr mit der schweren Grippewelle, aber unsere Experten kommen auch zu der Erkenntnis, dass man das nicht miteinander vergleichen kann, weil Covid-19 viel, viel schlimmer ist. Während im Jahr 2018 im ersten Quartal 277.867 Menschen in Deutschland verstorben sind, waren es in diesem Jahr im ersten Quartal 250.787 – ein Unterschied von insgesamt 27.080 Menschen.
Nun stellen unsere Experten fest, dass es in den ersten drei Aprilwochen etwas mehr Todesfälle als in früheren Jahren waren. Wer ein paar Zahlen addieren kann, kommt zu der Erkenntnis, dass wir auch inklusive der ersten drei Aprilwochen in 2020 weiterhin eine Untersterblichkeit im Vergleich zu den Vorjahren haben. Trotzdem ziehen die vermeintlichen Experten der SZ-Wissensredaktion das Fazit, dass die vermeintlichen Experten, die sie zugleich auch als „Skeptiker“ bezeichnen, falsche Behauptungen aufstellen. Das kann man so machen, aber dann ist es halt …